Mädchen im Teenageralter müssen gegen ihre Mütter rebellieren. Das gehört sich so. Aber was, wenn die Mutter selbst eine Rebellin ist? Und zwar die Dessous-Rebellin schlechthin?

Ich bin keine besonders strenge Mutter. Meiner jetzt 17-jährigen Tochter Zilver habe ich immer viel Vertrauen entgegengebracht. Ich habe ihr erlaubt, aus ihren eigenen Fehlern zu lernen, hatte immer ein offenes Ohr und bot ihr eine Schulter zum Anlehnen, wenn’s mal nicht so gut lief. Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll … in unserem Haushalt ist nichts tabu.

Nun ja, es gibt da eine Ausnahme. Was meine eigene Marke angeht, sind meine Ansprüche extrem hoch. Ich finde, billige und unbequeme Dessous sind ein Beleidigung gegen Frauen! (Ja, ich bin gerade etwas lauter geworden.)

Was also tat meine Tochter, um sich gegen mich aufzulehnen? Genau, eines Tages kam sie hereinspaziert und trug einen billigen und schlecht gemachten BH. Sie hatte sogar noch einen zweiten. Sie provozierte mich so lange, bis es aus mir heraus brach: „Mensch, Zilver. Diese BHs können unmöglich bequem sein!“ Ha, jetzt hatte sie mich genau dort, wo sie wollte. Mit einem triumphierenden Grinsen antwortete sie: „Doch, Mama. Sie sind okay.“ Ende der Diskussion.

Als sie klein war, wollte sie sein wie ich. Sie wollte sich die Nägel lackieren und Make-Up tragen, genau wie ihre Mama. Sie bestand sogar darauf, dass ich ihr eine Miniversion meines berühmt-berüchtigten Nackter-Po-Kleides schneiderte. Es heißt, Kinder würden sich nach einer gewissen Zeit des Rebellierens wieder einkriegen. Ach, ich konnte es kaum erwarten, bis wir wieder gemeinsam Pferde stehlen konnten.

Eines warmen Sommertages schaute Zilver besonders unbequem in ihrem BH von der Stange aus. Das war meine Chance! Ich brauchte nur geduldig zu warten. Und da kam es auch schon: „Mama, ich geb’s zu, dieser BH ist schrecklich.“ Sie zog ihn aus und warf ihn auf den Boden. „Ich krieg ja ganz verschwitzte Brüste!“ Wir mussten beide lachen und untersuchten den Übeltäter.

Für unsere Körbchen verwenden wir nur erstklassiges Material und ich konnte gar nicht fassen, was ich da jetzt fühlte. Einfach furchtbar. „Zilver, diese Cups sind so unglaublich billig gemacht, es ist, als würdest du deine Brüste mit ein paar Plastikscheiben bedecken. Kein Wunder, dass sie ins Schwitzen kommen.“ Sie nickte und wir bestellten einige meiner BHs für sie: Space Odyssey und Dame de Paris in leuchtenden Farben. Perfekte BHs für rebellierende Teenager.

Die verschwitzten Brüste wurden bei mir in der Firma zu einem Begriff, mit dem wir qualitativ minderwertige BHs andeuten. Und ich hielt im Kalender das Datum fest, an dem meine Tochter und ich wieder Busenfreundinnen wurden.