Einführung: Die Klänge, die Farben, die Aromen und die Düfte … Indien ist berauschend und kein anderes Land inspiriert mich mehr. Aber genau wie seine Götter hat auch Indien viele Gesichter.

Als ich Indien das erste Mal besuchte, habe ich mich bis über beide Ohren verliebt. Es war, als würde ich die Welt endlich in Farbe sehen! Richtig ins Mark getroffen hat mich die Anmut der Mädchen und Frauen in ihren leuchtenden Saris und die herrlichen vielarmigen Göttinnen. Doch es schien zwei Indien zu geben: Ein modernes Indien, wo die politischen Spitzenpositionen fest in der Hand von Powerfrauen wie Sonia Gandhi sind, und ein zweites Indien, das anscheinend im Mittelalter steckengeblieben war und wo, um es mit Sushma Kapoor von der UN-Organisation für Frauenrechte zu sagen, die überwiegende Mehrheit der Frauen „keine Wahl, Stimme oder Rechte hat“.

Damals wurde mir die Geschichte einer Dichter-Prinzessin aus dem 16. Jahrhundert erzählt. Sie hieß Mirabai, war Feministin und ihrer Zeit weit voraus. Mirabai wurde gegen ihren Willen mit einem reichen Prinzen verheiratet, doch sie verehrte nicht die Götter der Familie ihres Mannes, sie weigerte sich, nach dem Tode ihres Mannes Selbstmord zu begehen und sie blieb für den Rest ihres Lebens kinderlos. Stattdessen wurde sie Künstler-Nomadin und reiste von Tempel zu Tempel. Besitztümer hatte sie keine, nur einen safrangelben Sari. Die von ihr gedichteten heiligen Lieder (über 1300) waren außerordentlich sinnlich und werden noch heute gesungen.

Sie werden verstehen, dass ich dieser rebellischen Prinzessin unbedingt eine Kollektion widmen musste! Und ich glaube, das Timing hätte besser nicht sein können. Jetzt, wo Indiens weltweiter Einfluss wächst und der Wohlstand steigt, werden immer mehr Frauen finanziell unabhängig und beginnen, ihre eigenen Entscheidungen durchzusetzen. Männer, die sich durch diese frisch emanzipierten Frauen bedroht fühlen, haben mit Ausbrüchen sexueller Gewalt auf die Situation reagiert. Aktuell wird in Indien alle 16 Minuten eine Frau vergewaltigt. Das ist ein Problem, dessen Wurzeln sehr tief reichen und das mit anderen Formen der Gewalt gegenüber Frauen verknüpft ist, darunter häusliche Gewalt, Kindesmord an Mädchen und Zwangsprostitution.

Eine neue Bewegung von sich damit nicht abfinden wollenden Frauen ist der Ansicht, dass strengere Gesetze das Problem nur zum Teil lösen können, denn es sind die patriarchalischen Ansichten als Ganzes, die in Frage gestellt werden müssen. Und diese Frauen nutzen ihre weibliche Energie, um genau das zu bewerkstelligen. Ein gutes Beispiel ist ein Comic, der kürzlich herausgegeben wurde und dessen Superheldin ein weibliches Vergewaltigungsopfer ist. Priya’s Shakti (mehr über dieses inspirierende Projekt in meinem nächsten Blogpost) erzählt, wie Priya, die eine Gruppenvergewaltigung überlebt hat, und die Göttin Parvati gemeinsam gegen geschlechterspezifische Verbrechen in Indien kämpfen. Die Botschaft an die Vergewaltiger und Gesetzesbrecher? Wie bei Mirabai und unserer Göttin wird keine Gewalt der Welt uns aufhalten!

Begleiten Sie mich in den kommenden Wochen auf einer rasanten Reise durch Indien, wobei wir uns von Mirabai führen lassen. Genießen Sie den Ausflug und wer weiß, vielleicht inspiriert die rebellische Prinzessin auch Sie, Ihre eigene Stimme zu finden.