#FreeTheNipple

Was ist erotisch? Mark Zuckerberg (der Gründer von Facebook und Wachhund über die Inhalte) mag ja der Ansicht sein, schon ein sichtbarer Nippel verdiene diese Qualifikation, doch ich glaube, dass es manchmal mehr braucht als einen nackten Körper, um erotisches Begehren zu wecken. Genau genommen ist das seit 20 Jahren meine Hauptmotivation, morgens überhaupt aus dem Bett zu kommen.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich weiß die Schönheit des Nacktseins durchaus zu schätzen. Nackte Körper – männlich oder weiblich – können mich richtig anmachen. Doch denken Sie einmal an einen FKK-Strand … dort ist die Atmosphäre ja meistens eher unerotisch. Es gibt nackte Haut im Überfluss, aber die Luft knistert nicht. Wie kommt das?

Nun, erotische Spannung lässt sich kreieren. Zieht man zum Beispiel Nylonstrümpfe an, verwandeln sich die Oberschenkel in erogene Zonen. Öffnet man die oberen Knöpfe der Bluse, werden die Augen auf das vielversprechende Dekolleté gelenkt. Können Sie sich vorstellen, dass Männer im 19. Jahrhundert fast in Ohnmacht fielen, als sie einen Blick auf das blasse Handgelenk ihrer Liebsten erhaschten, das vorwitzig zwischen Ärmel und Handschuh hervorlugte?

Der französische Philosoph Roland Barthes nannte dies die Haut zwischen auseinanderklaffender Kleidung, die Haut, die zwischen zwei Kleidungsstücken glänzt. Er legte dar, dass durch das Bedecken von Körperteilen andere Körperteile erotisiert werden. Es ist ein Spiel, ein wunderbares Spiel des Verhüllens und Enthüllens.

Als ich sieben Jahre alt war, habe ich meine Mutter angefleht, sie möge mir ein paar Nylonstrümpfe kaufen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, weshalb, doch ich war fast verzweifelt. Später, als ich Kunst studierte und Barthes las, wurde mir klar: Für mein sieben Jahre altes Ich waren diese Strümpfe der Schlüssel zu erotischem Verlangen. Und genau dieses erotische Versteckspiel, das Spiel der Verhüllung und Enthüllung, wurde eines der wichtigsten Themen in meiner Arbeit!

Mit meinen Dessous rahme ich Teile Ihres Körpers ein und hebe damit seine schönsten Zonen hervor … vielleicht sogar Zonen, von denen Sie vorher nicht einmal wussten, dass Sie sie besaßen! Sehen Sie nur, welche Wirkung meine Spider-Designs oder meine Leading-Strings-Kollektion haben (ich werde diese Designs später noch ausführlich erläutern). Der Schriftsteller/Cineast Eric de Kuyper schrieb einmal, es gäbe unzählige Möglichkeiten, den weiblichen Körper einzurahmen. Er hat ja so recht! Ich entwerfe nun schon seit über 20 Jahren Dessous und bekomme nie genug davon. Besser noch, durch die Schaffung immer neuer Kontraste auf dem Körper entdecke ich immer mehr erotische Zonen. Wenn Mark Zuckerberg nur wüsste …