"Ist Lee Miller ein Mann oder eine Frau?" Lee kicherte, wann immer sie diese Frage hörte. Als Elizabeth Miller geboren, war „Lee“ nicht nur ein Spitzname; Es war der Name, den sie mit Bedacht gewählt hatte, als sie sich als professionelle Fotografin etablierte, in der Hoffnung, potenzielle (sexistische) Kunden wegen ihres Geschlechts zu verwirren. Lee ist kein Unbekannter in der Maskerade und sagte einmal über ihre Tage als Vogue-Model: „Ich sah aus wie ein Engel, aber ich war innerlich ein Teufel“. Ja, ihre Schönheit war ein Segen, und sie nutzte ihr atemberaubendes Aussehen definitiv, um zu bekommen, was sie wollte: Sex, Geld, Wissen, die Möglichkeit zu reisen. Aber diese Blicke könnten auch im Weg stehen und die Leute so blenden, dass sie den ernsthaften Künstler hinter diesen üppigen Lippen und perfekten Wangenknochen nicht mehr sehen konnten. Manchmal fühlte sich Lee dadurch wie eine unfreiwillige Illusionistin.

Glücklicherweise konnte sie durch ihre Arbeit als surrealistische Fotografin die Führung übernehmen. Mit hypnotisierenden optischen Täuschungen verwischte Lee die Unterscheidung zwischen dem Realen und dem Eingebildeten, zwischen ihrer inneren und äußeren Welt. Zu meinen persönlichen Favoriten gehören ihre „Solarisations“-Bilder, die durch vorzeitiges Belichten von Abzügen entstanden sind (ein Prozess, der durch einen „glücklichen Zufall“ entdeckt wurde: Als in der Dunkelkammer eine Maus über Lees Fuß lief, schaltete sie in Panik das Licht ein Drucken). Das jenseitige Leuchten, das von den Körpern auf diesen Bildern ausgeht, lässt sie in der Luft zu schweben scheinen, was beweist, dass Lee eine Meisterin der Illusion war, als sie ihre Magie nach ihren eigenen Bedingungen entfaltete.