'They had style, they had grace, Rita Hayworth, gave good face'. Als Madonna diese Zeilen in „Vogue“ sang, hätte sie leicht über Lee Miller singen können. Ja, die amerikanische Schönheit wurde mit unglaublich fotogenen Gesichtszügen geboren – leuchtend blaue Augen, umwerfende Wangenknochen, die sinnlichsten Lippen – aber sie wusste auch genau, wie man die Kamera bedient und das Ideal jeder modernen Frau verkörpert: vom furchtlosen „Flapper“ bis zur androgynen „Garçonne“. '. Lees ausdrucksstarkes Gesicht projizierte die Unabhängigkeit, die wir uns alle wünschen. „Sie ist ein amerikanischer Freigeist, eingehüllt in den Körper einer griechischen Göttin“, wie ein Freund einmal bemerkte.

Nachdem sie 1927 entdeckt wurde, indem sie dem Vogue-Herausgeber Condé Nast buchstäblich in die Arme fiel (er rettete sie davor ein entgegenkommendes Auto) Lee zierte unzählige Vogue-Cover und etablierte sich schnell als das „It Girl“ der zwanziger und dreißiger Jahre. Später in Paris zoomten die Surrealisten auf bestimmte Merkmale von Lees hypnotisierendem Gesicht. In Man Rays Gemälde „The Lovers“ dominierten Lees Lippen den Himmel, während Picasso sich auf ihre starke Nase konzentrierte. Kein Wunder, dass sich Lee manchmal „zerpflückt“ fühlte! Sie hatte jedoch ihre eigene Spezialwaffe: ihre Kamera. Eines Tages setzte sich Lee in ihrem Studio hin und drückte auf die Fernbedienung ihrer Kamera. Auf dem entstandenen Bild wirkt sie vollkommen bei sich, ihre Gesichtszüge harmonischer denn je. Ein starkes Porträt der Selbstliebe. Lee unterschrieb auf Französisch: „Lee Miller par Lee Miller“*. Sie hatte ihr Gesicht zurückerobert.

* 'Lee Miller von Lee Miller'