Zeigen oder nicht zeigen, das ist die große Frage beim Thema Bauchnabel. Während Taylor Swift einst geschworen hatte, ihren Bauchnabel niemals, wirklich nie im Leben zu zeigen, sind indische Frauen da anderer Ansicht.

„Ist mein Hintern wirklich so dick?“ Wenn wir den Werbemachern und vorabendlichen Sitcoms Glauben schenken, machen sich Frauen darüber die meisten Gedanken. In Wirklichkeit sorgen sich Frauen allerdings viel mehr um ihren Bauch – und als Dessous-Designerin spreche ich da aus jahrzehntelanger Erfahrung. „Macht das meinen Bauch aufgedunsen/fett/wabbelig? Bin ich zu alt, um meinen Bauchnabel zu zeigen?“ Diese Fragen höre ich, wenn wir darüber diskutieren, wie groß oder klein die Slips und Bikinihöschen sein sollten. Ich selbst habe eigentlich keine Komplexe mit Bezug auf meinen Körper, dafür aber jede Menge Sympathie bei diesem Thema. Wenn ein Liebhaber meinen Bauch zum allerersten Mal berührt, dann ist das ein wahnsinnig intimer Moment.

Es ist, als würde er meine Seele berühren.

Als ich Indien das erste Mal besuchte, sah ich überall Bäuche. Und das nicht nur bei glamourösen Bollywood-Stars mit Cholis (kurzen Oberteilen) und Hüftröcken. Egal, ob Sixpack oder Hüftgold, die Frauen zeigten ihre Körpermitte. In allen Altersgruppen und mit allen möglichen Figuren. Ich war fasziniert. „Für indische Frauen gilt: Die Körpermitte ist genauso spannend und verheißungsvoll wie ein Unterarm“, erklärte mir jemand und fügte hinzu, dass man sich in einer Kultur, in der ausreichend Nahrung nicht unbedingt selbstverständlich ist, für einen Rettungsring absolut nicht zu schämen braucht.

Als ich Bücher über das Thema las, entdeckte ich, dass in alter indischer Tradition der Nabel des Gottes Wischnu (dem Beschützer) als das Zentrum des Universums gilt. Mit anderen Worten: Der Bauchnabel ist eher etwas Heiliges als etwas sexuell Behaftetes. In Rajasthan zum Beispiel bedecken die Frauen gegenüber Fremden oft den Kopf und sogar das Gesicht, haben aber keine Problem damit, ihre Taille zu zeigen.

Das beweist einmal mehr: Das Verständnis von Schönheit und Anstand ist sehr relativ. Und so gibt es auf der einen Seite indische Bräute in bunten Saris und mit sichtbarem Bauch und auf der anderen Seite den 25-jährigen US-amerikanischen Popstar Taylor Swift, der prüde schwor, niemals den eigenen Bauchnabel zu zeigen. („Ich will nicht, dass die Leute wissen, ob ich einen Bauchnabel habe oder nicht. Ich will, dass das ein Geheimnis bleibt“, sagte Swift vor noch gar nicht langer Zeit in einem Interview.) Wie auch immer, diese Damen hören auf ihr Bauchgefühl. Und das ist immer gut.