"Ich bin nicht gut mit meinen Händen, aber ich kann gut mit einem Schraubenzieher – eine Kamera zerlegen. Aber einen Knopf annähen? Ich könnte schreien."

Als eine von nur sechs akkreditierten Kampffotografinnen hat Lee Miller mit ihren unvergesslichen Kriegsbildern die Welt des Fotojournalismus aufgerüttelt. Doch schon vorher war ihre geliebte Kamera – eine schwere Rolleiflex – ihr Reisepass in die Welt. Lee war immer noch ein äußerst erfolgreiches Model, als sie beschloss, „von hinten in die Fotografie einzusteigen“. Warum vor der Kamera stehen, wenn man dahinter stehen kann? Schon bald nahm uns die Abenteurerin auf aufregende Reisen rund um den Globus mit – von den belebten Straßen New Yorks bis zu den alten Pyramiden Ägyptens – und fing durch ihren Sucher das ein, was sie „Blitze der Poesie“ nannte.

Als poetisch So wie Lee es gewesen sein mag, war sie auch sehr praktisch. Sie liebte einfach die Technik hinter der Kunst. Lee nahm ständig ihre Kameras auseinander und experimentierte in der Dunkelkammer und kam auf Erfindungen wie den verträumten „Solarisations“-Effekt, der zum emblematischen Look der surrealistischen Fotografie wurde. Ihr Geliebter und Mentor Man Ray würde versuchen, die Erfindung als seine zu beanspruchen, hatte aber keine Chance. „Kriegsfotografinnen mussten an zwei Fronten kämpfen“, schrieb Lee einmal, „die Bomben und die Männer“. Mit ihrer Kamera als Waffe konnte Lee leicht gegen beide gewinnen.